Bauwissen

Maximale Vorfertigung, maximale Herausforderung

Wie unsere Module zur Baustelle gelangen

Im Modulbau wird die Vorfertigung oft als entscheidender Vorteil betont. Doch wie kommen die fertigen Module überhaupt an ihren Bestimmungsort? Marcel Schneider, Disponent bei ALHO, gibt Einblicke in die anspruchsvolle Logistik hinter den Kulissen und erklärt, warum diese ebenso wichtig und komplex ist wie die Produktion selbst.

Frühzeitige Planung als Erfolgsfaktor

Der Planungsprozess beginnt in der Regel bereits mit Eingang der Kundenanfrage oder bei der Teilnahme an einer öffentlichen Ausschreibung. Bevor wir in die Angebotsphase gehen können, muss natürlich vorab geprüft werden ob die Module in den für das Bauvorhaben vorgesehenen Abmessungen überhaupt an die Zieladresse transportieren werden können.  

Unsere Modultransporte gehören nicht nur in die Sparte „Schwertransport“, sondern auch in die Sparte „Sonder-/Spezialtransport“. Die Raummodule überschreiten in der Regel die Standardabmessungen dessen, was tagsüber auf deutschen Straßen transportiert werden darf.Der Transport ist somit in den häufigsten Fällen genehmigungspflichtig. Dementsprechend gestaltet sich auch der Transport zur Baustelle oftmals als Herausforderung. In den wenigsten Fällen gelangen wir reibungslos und ohne verkehrslenkende Maßnahmen ans Ziel, also ohne Halteverbote einzurichten, Schilder zu entfernen, Verkehrsinseln überfahrbar zu machen, Bordsteine anzurampen, ab und an Ampelanlagen oder Kreisverkehre zurückbauen. Hin und wieder sind sogar Vollsperrungen einzelner Straßen nötig. Das sind jedoch Ausnahmefälle. 

Um die Gegebenheiten vor Ort zu prüfen, wird ein Termin vereinbart. Die Teilnehmer sind meist der Kunde, der zuständige Vertriebler, ein Projektleiter, ein Spediteur und ich. Wenn sich die Gegebenheiten im Vorfeld schon als herausfordernd darstellen, wird zusätzlich ein Krandienstleister, eine Verkehrssicherungsfirma und ggf. das Ordnungsamt hinzugezogen. 

Nach der Besichtigung werden die Erkenntnisse schriftlich festgehalten und protokolliert. Hieraus leiten wir alle nötigen Maßnahmen ab, um den Logistikprozess für das Angebot zu kalkulieren und im Auftragsfall erfolgreich zu realisieren.  

Transportanforderungen und behördliche Genehmigungen

Grundsätzlich kann man sagen, dass Raummodule bis zu einer Breite von maximal 3,00 m tagsüber transportiert werden können. Jedoch sind die Modulabmessungen meist individuell und werden jedem Projekt neu analysiert und bewertet.  

Ob eine Tag- bzw. Nachfahrt genehmigt wird, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Bei jeder Genehmigungsbeantragung müssen die gesamten Rahmenmaße der Module geprüft werden. Also die Länge x die Breite x die Höhe. Hinzu kommt nun, dass es von der Route abhängig ist, welche Transportauflagen (Vorschriften) wir erhalten. In manchen Fällen erhalten wir auch für Modulbreiten bis 3,25m eine Tagfahrtgenehmigung, manchmal aber auch nicht. Sind die Module beispielsweise nur 3,00m breit, dafür aber 18,00m lang und 4,00m hoch, werden wir aller Voraussicht nach nur eine Nachtfahrtgenehmigung erhalten. Diese Auflagen erhalten wir von den zuständigen Straßenverkehrsbehörden und der Autobahn GmbH des Bundes.  

Die Transportauflagen werden aktuell immer strenger und umfangreicher. Jeder LKW muss mit einem separaten Begleitfahrzeug (BF3-Begleitfahrzeuge) gesichert werden. Hinzu kommen zum Teil drei bis vier „Verwaltungshelfer – Straße“ (BF4-Begleitfahrzeuge), die im Vorfeld den laufenden Verkehr stoppen müssen, um den Weg für die Schwertransporte abzusichern. In der Regel werden täglich 8 Raummodule zu einer Baustelle transportiert. Somit kann davon ausgegangen werden, dass rund 12 Begleitfahrzeuge benötigt werden, wenn die Module unser Gelände verlassen. In der Vergangenheit gab es die Möglichkeit, eine „Konvoi-Fahrt“ zu beantragen. So konnten mehrere LKW hintereinander als Gruppe/Verbund fahren. Diese Möglichkeit gibt es leider nicht mehr.  

Durch die oftmals unterschiedlichen Modulabmessungen ist eine pauschale Aussage darüber, welche Auflagen zu erwarten sind, durch uns oder den Spediteur nicht möglich. Oft ist der Grund dafür, dass die Behörden bei den Behörden keine einheitlichen Prüfungsverfahren oder -kriterien gibt und daher jeder einzelne Transport unterschiedlich bewertet wird. Jedes Bundesland - und oft auch die unterschiedlichen Niederlassungen der Autobahn GmbH des Bundes - bewerten die Transporte nach ihrem eigenen Ermessen. Zudem werden bei einer Ablehnung des Antrages oftmals keine Gründe angegeben. Das erschwert zum einen die Überarbeitung des Antrags. Zum anderen hat man bei der nächsten Beantragung weiterhin die Ungewissheit, ob der Antrag nun überhaupt genehmigt wird.  

Die Vorlaufzeiten haben sich glücklicherweise im Vergleich zu den letzten Jahren verkürzt. Vor einiger Zeit hatte man einen Vorlauf von ca. 12 Wochen für die Genehmigungseinholung. Mittlerweile hat sich dieser Prozess deutlich verbessert und dauert durchschnittlich 4-6 Wochen.  

Mangelhafte Infrastruktur als logistische Herausforderung

Für die Branchen im Schwer-/ und Spezialtransport werden die Einschränkungen durch die schon teils mangelhafte Infrastruktur immer größer.Ein aktuell großes Thema, auch in den Medien, sind die zum Teil maroden Brückenbauwerke auf Bundesfernstraßen und Autobahnen. Hinzu kommen unzählige Baustellen, welche uns zusätzlich vor Probleme stellen. Zum einen schränken uns die Auflagen im Bereich der Tonnage – also dem Gesamtgewicht vom beladenen LKW mit Raummodul – ein. Zum anderen sindviele Autobahnabschnitte durch die Baustellen in ihrer Durchfahrtsbreite beschränkt.  

Das führt dazu, dass Alternativrouten gesucht werden müssen. Teilweise müssen die Autobahnen mehrmals verlassen werden, durch Ortschaften/Städte gefahren werden, um die Einschränkungen auf den Autobahnabschnitten zu umfahren. Dieses Prozedere nimmt enorm viel Zeit in Anspruch.  

Nicht nur aus logistischer, sondern auch wirtschaftlicher Sicht sind die Einschränkungen problematisch. In der Regel versuchen wir unsere Baustellen in einer Transportnacht zu erreichen. Das ist natürlich in erster Linie von der Entfernung, aber auch von den Abmessungen und den Genehmigungsauflagen abhängig. Dadurch entscheidet sich, wie bereits erwähnt, welche Route wir befahren dürfen. Teilweise sind die Umfahrungen so weiträumig, dass ein Ziel, welches nur eine Transportnacht benötigt hätte, letztlich zwei Nächte für den Transport braucht. Hierdurch entstehen Wartezeiten und hohe Kosten auf der Baustelle. Zudem sind die Transportnebenkosten durch die Mauterhöhung und die Vorschriften der Einzelbegleitung (BF3) enorm gestiegen.  

Ein gutes Beispiel, welches besonders unseren Standort trifft, ist die A45. Hier gibt es für uns mehrere Probleme, weshalb die Autobahn für unsere Transporte meist überhaupt nicht mehr infrage kommt. Durch den Neubau der rahmenden Talbrücke ist der Transportweg ins Ruhrgebiet oder in die nördlichen Bundesländer über die A45 nicht möglich. Zudem haben wir in Richtung Norden, aber auch in Richtung Süden bei vielen Brückenbauwerken mit Gewichtseinschränkungen zu kämpfen. Daher haben wir nur die Möglichkeit, unsere Module über die A4 zu unseren deutschlandweiten Baustellen zu transportieren. Die immer passende Route zu finden, vom Ausgangspunkt A4, stellt uns und besonders den Spediteur vor große Herausforderungen.  

Sicherstellung einer reibungslosen Anlieferung auf der Baustelle

Um einen reibungslosen Logistikablauf auf der Baustelle gewährleisten zu können, muss auch hier im Vorfeld mindestens ein Ortstermin stattfinden, um alle nötigen Maßnahmen festzustellen und vor der Modulanlieferung umsetzten zu lassen. Oftmals müssen Halteverbote eingerichtet, Schilder entfernt, Verkehrsinseln und Bordsteine überfahrbar gemacht werden. In seltenen Fällen sind Straßen Teil-/ oder Vollsperrungen, der Rückbau von Ampelanlagen oder von Kreisverkehren nötig. Diese Maßnahmen müssen bei den Stadt-/ bzw. Kreisverwaltungen beantragt, genehmigt und letztlich von einer Verkehrssicherungsfirma umgesetzt werden.  

Außerdem benötigen wir genügend Platz, um die LKWs vor Ort zu parken. Sollte dies nicht möglich sein, müssen großer Parkplätze oder andere Abstellmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe gesucht werden. Hierfür benötigen wir dann eventuell eine Tagfahrtgenehmigung, um tagsüber durch städtisches Gebiet zur Baustelle fahren zu dürfen. Bei jedem unserer Bauvorhaben sind die Gegebenheiten vor Ort unterschiedlich und stellen uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Durch eine gute Zusammenarbeit mit unseren Dienstleistern bekommen wir jedoch meist jede Hürde überwunden.

Sie haben Fragen zur Logistik unserer Module?

Ihr ALHO Ansprechpartner

Marcel Schneider

Disponent, ALHO Systembau GmbH


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