Projekte

Erste „Schuldrehscheibe“ in Pankow

in BNB-zertifizierter ALHO Modulbauweise

Das Problem ist hinreichend bekannt: Der Bedarf an zeitgemäßen Schul- und Bildungseinrichtungen ist in ganz Deutschland ausgesprochen hoch – auch in der Hauptstadt, vor allem in bevölkerungsstarken Bezirken, wie in Pankow. Um möglichst viele Bestandsschulen sanieren und erweitern zu können, ohne dass der laufende Unterricht dabei gestört wird, setzt Berlin nun einen völlig neuen, innovativen Ansatz um und baut sogenannte „Drehscheibenschulen“. Diese „Ausweich-Schulen“ werden von betroffenen Schulgemeinschaften für die Zeit genutzt, solange die eigene Stammschule saniert wird. Dann ist die nächste Schule dran – und so fort. Am Eschengraben in Pankow konnte nun die erste Berliner „Drehscheibe“ eröffnet werden. Der moderne „Schul-Hub“ ist für rund 600 Schülerinnen und Schüler ausgelegt und setzt neben hochwertigen Bildungsräumen vor allem auf messbare Nachhaltigkeit: Gebaut in ALHO Modulbauweise wurde er nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen, BNB, in Silber zertifiziert.

„Berlin baut Bildung, Pankow baut mit“ war in großen Lettern auf dem Baustellentransparent der ersten Drehscheibenschule in Berlin Pankow am Eschengraben/Ecke Talstraße zu lesen, als sich Dominique Krössin Bezirksstadträtin für Schule, Sport, Weiterbildung und Kultur bei einem Besuch auf das moderne Modulgebäude freute: „Pankow ist mit diesem Schul-Drehscheibenkonzept in Berlin Vorreiter: Die Schuldrehscheibe wird ein wunderschönes Gebäude werden. Mit der Montage der ersten Module sind jetzt endlich Fortschritte erkennbar.“ Keine zehn Monate später ist das viergeschossige, rund 6.200 qm fassende Schulhaus bereits bezugsfertig. Insgesamt 204 seriell im ALHO-Werk vorgefertigte Stahlmodule wurden im dem viergeschossigen Neubau verbaut. „Mich begeistern die Präzision und Logistik, die hier in kurzer Zeit ein hochmodernes Gebäude haben entstehen lassen”, sagt die Stadträtin. Erster „Drehscheiben-Gast“ wird die Wolkenstein-Grundschule aus der Neumannstraße sein – in den kommenden 15 Jahren werden dann mehrere Tausend weitere Schülerinnen und Schüler folgen.

Erste Schule in Modulbauweise für Pankow

Die Interims-Schule, die bewusst nicht als temporäre Containeranlage, sondern als dauerhaft zu nutzendes hochwertiges Modulgebäude geplant wurde, ist nicht nur Berlins erstes Drehscheiben-Projekt, sondern Pankows erste Modulbau-Schule überhaupt. „Unser Pilotprojekt“, sagt Sarah Foth, die als Gruppenleiterin im Bezirksamt Pankow in die Neubauplanungen involviert war. Die Vorteile der schnellen und hochwertigen Bauweise sieht die Architektin hier: „Hohe Planungssicherheit mit verlässlichen Gebäudekosten zum Fixpreis – außerdem eine sehr kurze Bauzeit auf leisen und schmutzarmen Baustellen. Mit der Modulbauweise ist der Bearbeitungsaufwand in baufachlichen Dienststellen wie der unseren mit akut angespannter Personalsituation verhältnismäßig gering. Das empfinden wir als willkommene Entlastung in der heutigen Zeit.“

 

Verantwortlich für den Vorentwurf – auf dessen Grundlage ALHO als geeignetster Modulbauanbieter ermittelt werden konnte – ist das Berliner Architekturbüro FFP Architekten. Architekt Volker Domroes berichtet: „Mit der Planung in Stahl-Modulbauweise hatten wir bis dato zwar noch keine Erfahrung, unser Vorentwurf war aber von Anfang an auf das modulare Bauen ausgerichtet und wurde später dann noch geringfügig an das ALHO-System angepasst. Die Kooperation mit ALHO haben wir dabei immer als sehr lösungsorientiert und angenehm empfunden. Sehr wichtig war uns, den kompakten Baukörper stimmig ins Stadtbild einzupassen – unter Rücksichtnahme auf das denkmalgeschützte Gebäude von Erwin Gutkind an der Talstraße gegenüber, auf die Grünstreifen entlang der Straße Eschengraben ebenso wie auf die bestehende Wohnbebauung ringsum.“

Umfangreiches Raumprogramm auf 6.200 qm Schulfläche

Mit vier Geschossen und rund 6.200 qm Fläche war das Bauvolumen der Schule recht groß. An den Stirnseiten und in der Mitte des L-förmigen Grundrisses ordneten die Architekten insgesamt drei Treppenhäuser an, im Bereich des Eingangsfoyers werden diese durch eine zusätzliche Aufzugsanlage ergänzt, die eine barrierefreie Erschließung der Etagen garantiert – unabdingbar für eine Schule mit Inklusionsanspruch.

Im Erdgeschoss reihen sich entlang des Mittelflurs drei fast 90 qm große, stützenfrei konzipierte Fachklassenräume für Musik und Holzbearbeitung, ein Fachraum für Naturwissenschaften, für das Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT), sowie fürs Basteln und Werken aneinander. Angrenzende Sammlungsräume für Musikinstrumente mit Übungsmöglichkeit zudem Lernwerkstätten, Lager- und Nebenraumzonen, Sanitär- und Technikflächen ergänzen das Raumprogramm. Herzstück auf der Etage ist die fast 350 qm große Mensa mit 240 Sitzplätzen, angrenzender Küche und Personalräumen. Über eine großzügige Glasfront öffnet sich der Essbereich zur Terrasse mit Sitzmöglichkeiten nach draußen. Diese ist über eine Rampe ebenfalls barrierefrei erreichbar.

Das erste Obergeschoss beherbergt vor allem Räume für die Schulleitung, die Schulverwaltung und das pädagogische Personal, außerdem eine Schülerküche und einen Inklusionsraum. Drittes und viertes OG sind nahezu identisch mit Stammgruppenräumen und sogenannten Teilungsräumen organisiert, die es ermöglichen, kleinere Bereiche für Gruppenarbeiten abzutrennen. Unterbrochen werden die Bereiche von Garderobenzonen und Sanitärräumen.

„Das Besondere an diesem Schulgebäude ist, dass es auf keine spezielle Zielgruppe hin konzipiert wurde, sondern, für die unterschiedlichsten Schulformen von Klasse 1-12 sehr flexibel passt. Und das für die gesamte Dauer der Sanierungsmaßnahmen an der Stammschule, also jeweils ca. 2-3 Jahre.“

Sarah Foth, Bezirksamt Pankow

Hochflexibles Schul-Konzept für alle Schularten

Die Idee zur Entwicklung des umgesetzten Raumprogramms basierte darauf, 600 Kindern egal welchen Alters, im Vergleich zu regulären Schulneubauten zwar in minimierter Anzahl, jedoch gut ausgestattete Unterrichtsräume zur Verfügung stellen zu können. Sie sollen frei und ungestört lernen können: „Das Besondere an diesem Schulgebäude ist, dass es auf keine spezielle Zielgruppe hin konzipiert wurde, sondern, für die unterschiedlichsten Schulformen von Klasse 1-12 sehr flexibel passt. Und das für die gesamte Dauer der Sanierungsmaßnahmen an der Stammschule, also jeweils ca. 2-3 Jahre“, erklärt Sarah Foth das Schul- und Entwurfskonzept.  „So gibt es neben den Klassen- und Gruppenräumen für jede Schule auch flexible, ‚wandelbare‘ Räume, wie zum Beispiel den Chemie-/Physik-/Biologieraum, der von den Grundschulen als Naturwissenschaftsraum genutzt werden kann oder die Holzwerkstatt für die Grundschulen, die den Klassen 7-10 für das Fach Wirtschaft/Arbeit/Technik zur Verfügung steht“.

Da der Brandschutz in Nutzungseinheiten ohne notwendige Flure realisiert werden konnte, dürfen diese sowie alle weiteren Erschießungsflächen möbliert, geschmückt und zum Spielen bzw. Lernen genutzt werden, was zur Lebendigkeit im gesamten Gebäude beiträgt. „Auch die Nebenflächen für die Gebäudetechnik sind klein und übersichtlich gehalten, sodass praktisch das gesamte Gebäude aktiv von den Kindern genutzt werden kann“, freut sich die Architektin weiter.

Messbare Nachhaltigkeit durch BNB-Zertifizierung

Die Zertifizierung nach BNB (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) ist ein Instrument zur Schwerpunktsetzung für Neubaumaßnahmen auf die Nachhaltigkeit des Bauens. Bewertet werden die Kategorien ökologische und ökonomische Qualität, sowie soziokulturelle und funktionale Qualität, die technische Qualität sowie die Prozessqualität.

Das Land Berlin strebte bei der Drehscheibenschule in Pankow den Standard in Silber an, dementsprechend wurde das Gebäude entworfen und zum Bau ausgeschrieben. „Hierbei konnten sehr gute Werte – vor allem in den Kategorien ökologische Qualität und technische Qualität durch ALHO erzielt werden“, berichtet Sarah Foth.
 

Riccardo de Nitto, ausgebildeter DGNB-Auditor und Nachhaltigkeitsexperte bei ALHO, ergänzt: „Zertifizierungen gehen immer mit einem erheblichen Dokumentations-, und Planungsaufwand einher. Doch wir sind mit unserer Abteilung ‚Fachplanung Nachhaltigkeit‘ und einem eigenen DGNB-Auditor gut gerüstet, um diese durchzuführen. Worauf wir uns einstellen mussten, war die Dokumentation aller eingesetzten Materialien sowie die Betrachtung der vom Nachunternehmer eingesetzten Materialien. Insgesamt sind alle Details sehr früh aufeinander abzustimmen, um den Bauablauf nicht einzuschränken.“ Alle drei Säulen der Nachhaltigkeit wurden gleich gewichtet und den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes betreffend bewertet: Dabei spielen Langlebigkeit, Wirtschaftlichkeit, Kreislaufgedanken, Qualität, Wohngesundheit und der ökologische Umweltgedanke die größten Rollen.

Nachhaltig bauen mit Raummodulen aus Stahl

Zufrieden sind die Bauherren auch mit dem Material Stahl, aus dem das Grundgerüst der ALHO Raummodule bei der Pankower Schule besteht. „Wir als Bezirk haben uns in diesem Fall zwar nicht explizit für Stahl entschieden, sondern für das beste Angebot. Die Ausschreibung basierte natürlich wie immer auf Parametern wie Preis, dem angebotenen Leistungspaket und einem fixen Fertigstellungstermin – außerdem auf einem realistischen, tatsächlich auch umsetzbaren und möglichst ressourcenschonenden Demontagekonzept. Genau das ist bei der Stahl-Modulbauweise jedoch wesentlich nachhaltiger möglich als mit anderen Materialien“, erklärt Sarah Foth. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit soll das modulare Schulgebäude ja nicht nur demontiert, sondern an anderer Stelle im Bezirk wieder neu aufgebaut und in einem zweiten Gebäudezyklus weiter genutzt werden. Vor diesem Hintergrund hat das Konzept von ALHO besonders überzeugt.“

 

Stahl ist per se ein sehr nachhaltiges Material. Mit einer Recyclingquote von über 90% wirkt sich allein das schon sehr positiv auf den ökologischen Fußabdruck aus. Außerdem setzt ALHO als erster Hersteller bei Pilot-Projekten bereits auf grünen Stahl. Dennoch werden Schulbauten bevorzugt immer noch gerne in Holzbauweise errichtet, z.B. weil man ein natürlicheres und angenehmeres Innenraumklima vermutet. Auch der Bezirk Pankow hat parallel zur bereits realisierten ALHO Schule eine weitere Drehscheibenschule in Holzmodulbauweise im Bau. Sarah Foth sagt dazu: „Holz wächst in Zyklen nach, Stahl kann immer wiederverwendet werden. Insofern haben beide Materialien ökologische Vorteile. Durch die Konstruktionsbauweise in Stahl gab es bei der Schule am Eschengraben zudem keinerlei Einschränkungen was die Fassadengestaltung oder die Raumgrößen anbelangt. Das Haupttreppenhaus zum Beispiel erstreckt sich über die Breite von zwei Modulen sowie über eine Höhe von vier Etagen. Stahl kann bei vergleichsweise filigraner Dimensionierung große Spannweiten und hohe Raumhöhen problemlos meistern.“


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