Motivierende Lernlandschaft in Modulbauweise
ALHO baut moderne Clusterschule in Berlin-Schönefeld
Schulen planen und bauen ist zu einer sehr komplexen Aufgabe geworden, die hohen Anforderungen gerecht werden muss – angefangen vom Auflösen des immer noch immensen Sanierungsstaus bis hin zum Umsetzen zeitgemäß moderner Lehr- und Lernkonzepte, für die vollkommen neue Raumkonstellationen nötig sind. Im gesamten Bundesgebiet entstehen derzeit eine ganze Reihe wegweisender Schul-Neubauten, die ALHO zusammen mit auf Bildungsbauten spezialisierten Architekten realisiert. Auch in Schönefeld ist gerade eine Grundschule nach dem Clusterprinzip fertiggestellt worden: In Zusammenarbeit mit nak-Architekten aus Berlin wurde eine durchdachte, motivierende Lernlandschaft in abwechslungsreicher Architektur geschaffen – funktional, effektiv und nachhaltig.
Hinterm Horizont geht’s weiter – vor allem in Berlin: Es ziehen mehr Menschen von der City ins Umland als umgekehrt. Vor allem die steigenden Miet- und Wohnungspreise in der Hauptstadt sind verantwortlich für diesen Trend.
Die Zuwanderung wird dabei größtenteils von Familien getragen – und wo Familien sind, da müssen Schulen sein. Auch die brandenburgische Gemeinde Schönefeld steht unter dem Druck, in möglichst kurzer Zeit sanierungsbedürftige Schulen umzubauen und neue, zukunftsfähige zu errichten. Vor dem Hintergrund des bald in Kraft tretenden Ganztagesanspruchs für Grundschüler werden Schulen mit entsprechenden Betreuungskonzepten benötigt. Klassenzimmer und Fachräume, Mensen, Bibliotheken, Hort- und Freizeiträume – mit moderner Ausstattung und freundlicher Farbgestaltung –, dazu Verweil- und Lernplätze auch an der frischen Luft – von herkömmlichen „Lehranstalten“ wandeln sich Schulen zu Orten selbstorganisierten Miteinanders. Die Organisation in einzelne Schulcluster, die überschaubaren Klassengruppen eine inklusiv genutzte „Lernheimat“ bieten, ist dabei zum Sinnbild für anspruchsvolle, moderne Schularchitektur geworden.
In Clustern organisiert
„Ein Schwerpunkt unseres Büros sind Bauten für die soziale Infrastruktur, daher planen und bauen wir gerade viele Schulen, Kindergärten und Sporthallen in Berlin und Brandenburg. Unser Büro wurde von der Gemeinde Schönefeld mit einer Machbarkeitsstudie für die Erweiterung der Astrid-Lindgren-Grundschule beauftragt“, erklärt Architekt Tiemo Klumpp, Partner im Büro nak-Architekten (Numrich Albrecht Klumpp), das die Schule zusammen mit ALHO realisiert hat. Der Erweiterungsbau der Astrid-Lindgren-Grundschule wurde auf dem Schulgelände in der Schönefelder Hans-Grade-Allee in direkter Nachbarschaft zu den Bestandsgebäuden von Schule und Kita erstellt. Als dreigeschossiger Riegel nimmt er die Fluchten der Kita auf.
„Die geforderten zehn Klassenzimmer haben wir in fünf Cluster aufgeteilt, die als eigene Nutzungseinheiten jeweils am Kopfende des Riegels positioniert sind. Ein Cluster besteht dabei aus zwei Klassenräumen, einem Differenzierungs-, bzw. Gruppenraum und dem zentralen Forum, in dem sich die Schülerinnen- und Schüler klassenübergreifend treffen und Sonderformen des Unterrichts auch außerhalb des Klassenzimmers stattfinden können“, erklärt Tiemo Klumpp das Raumprogramm. Raffiniert ist die Gebäudeerschließung gelöst: Um die Grundrissflächen an den Gebäudestirnseiten jeweils für Cluster nutzen zu können, haben die Architekten eine „Schachteltreppe“ in der Gebäudemitte platziert: Mit zwei entgegengesetzten Läufen und einer Trennwand dazwischen bietet sie zwei unabhängige Fluchtwege in nur einem Treppenhaus. Ein Aufzug sorgt zusätzlich für die barrierefreie Erschließung aller Etagen.
Das Foyer mit zwei angrenzenden Mappen-Räumen zum Deponieren der Schulranzen wurde mit einer hochwertigen Pfosten-Riegelfassade aus Glas und Holz geschlossen. So entsteht eine lichtdurchflutete freundliche Atmosphäre in der Empfangshalle. Angrenzend haben die Horterzieher und Sozialpädagogen ihre Büroräume. Im Zentrum des Hauses sind auf allen Etagen die (behindertengerechten) Sanitäranlagen angeordnet, im EG zusätzlich Technik- und Lagerräume, in den Obergeschossen die Lehrerzimmer mit kleinen Teeküchen.
Das Farbkonzept aus unterschiedlichen Rottönen, das schon an der Fassade Akzente setzt, wird in den hochwertig gestalteten Innenräumen fortgeführt. Die Holztüren und Holzfensterrahmen - außen mit Aluminiumblenden - geben den Räumen, zusammen mit den pflegeleichten und strapazierfähigen Linoleumböden in Rot und Dunkelgrau einen sehr wohnlichen und freundlichen Aufenthaltscharakter.
Alle Räume sind mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung ausgestattet – wie wichtig diese Gebäudeausstattung ist, hat sich in Pandemiezeiten gezeigt. Die Beheizung erfolgt über einen Fernwärmeanschluss, die Wärmeübertragung in den Räumen über wirtschaftliche Plattenheizkörper.
Die Fassadengestaltung – eine hinterlüftete, mineralisch gedämmte Vorhangfassade aus HPL-Platten (High Pressure Laminate) – lebt von ihrer Plastizität, die über kassettenartige Vor- und Rücksprünge erreicht wird. Die Farbgebung in unterschiedlichen Rottönen unterstützt diese Tiefenwirkung. Das als Gründach ausgebildete Flachdach bietet einen wichtigen ökologischen Ausgleich für die neu versiegelte Grundstücksfläche, verbessert zudem die Dämmwirkung des Daches im Sommer wie im Winter und filtert Luftschadstoffe und Feinstaub aus der Luft.
Räumliche Vielfalt durch Kombination von Bauweisen
Alle drei Geschosse des Neubaus wurden in Modulbauweise erstellt – mit insgesamt 42 im ALHO Werk vorgefertigten Raummodulen. Das Erdgeschoss weicht an einer Stirnseite unter die beiden Obergeschosse zurück und schafft dort eine rund 240 qm große überdachte Pausenfläche, die es bislang so auf dem Areal noch nicht gab. Gleichzeitig markiert diese markante, fast 15 Meter tiefe Überdachung den Haupteingang zur Schule.
Konstruktiv wurde der aufgeständerte Bereich über einen Stahlbeton-Tisch gelöst. Er ist dem Eingangsbereich vorgelagert und trägt an dieser Stelle die Last der Module in den Obergeschossen. „Jede Bauweise hat bestimmte Vorteile. Wenn wir diese geschickt miteinander kombinieren, erzielen wir das beste Ergebnis und eine räumliche Vielfalt, die den Nutzern zugutekommt“, erklärt Tiemo Klumpp die Entscheidung für die Hybrid-Konstruktion.
Architekten die Planung erleichtern
„Die architektonisch besten Ergebnisse entstehen dann, wenn Architekten und Modulbauunternehmen ihre jeweiligen Kernkompetenzen einbringen. Wichtig ist dabei, dass sich Planer mit den Möglichkeiten und den Grenzen des modularen, seriellen Bauens auseinandersetzen“, sagt Pascal Schalles von ALHO. „Das ist hier sehr gut gelungen: Nach der Entwurfs- und Genehmigungsplanung durch die Architekten konnte der Entwurf im Zuge der Ausführungsplanung problemlos auf unser modulares Raumsystem angepasst werden“, so der Niederlassungsleiter.
Die Astrid-Lindgren-Grundschule in Berlin-Schönefeld war übrigens das erste Gebäude in Modulbauweise, das nak-Architekten planten. „Wir haben ALHO dabei als kollegialen, sehr professionellen und konstruktiven Planungs- und Baupartner erlebt“, erinnert sich Tiemo Klumpp. Dass serielles Bauen aber noch viel mehr Vorteile bietet als die enorme Schnelligkeit, das merkten die im Schulbau erfahrenen Planer schnell: „Weder bei der Gebäudekonzeption noch bei bauphysikalischen Fragen – beispielsweise den Brand- oder den Schallschutz betreffend – gibt es Einschränkungen gegenüber dem konventionellen Bauen“, so der Architekt. „Und da erfahrene Modulbauhersteller wie ALHO über eingespielte Abläufe verfügen, ist das Bauen mit Modulen für uns Architekten insgesamt viel besser planbar, als das bei Massivbauweise der Fall ist.“
Modulbau bedeutet Termin- und Kostensicherheit
„Die termingerechte Fertigstellung des Gebäudes hatte für unsere Bauherren höchste Priorität und auch, dass die Baumaßnahmen während des laufenden Schulbetriebs erfolgen konnten“, erklärt Tiemo Klumpp. Beides Vorteile, für die die moderne Modulbauweise bekannt ist. „Mit der leisen und schmutzarmen Modulbauweise ist beides möglich“, bestätigt der Architekt. „Dazu kommt, dass durch die Vorfertigung der Module im Werk die Gebäude nicht nur schnell zu errichten, sondern auch sehr genau und präzise kalkulierbar sind. Damit gehen Bauherren mit ihrer Baumaßnahme kein Risiko ein.“
Nach nur 24 Wochen Bauzeit vor Ort konnte der Neubau im Februar 2022 von den Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrkräften bezogen werden. „Am Ende will jeder Bauherr doch einfach ein schönes und gut funktionierendes Gebäude haben, in dem sich alle wohlfühlen“, sagt Tiemo Klumpp abschließend. „Mit der Erweiterung der Astrid-Lindgren-Schule ist das wohl geglückt: Die positiven Rückmeldungen bestätigen uns das immer wieder.“
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